19.09.2023

Waldameisen im Bauabschnitt 1b 

Das Ausbauprojekt schreitet weiter voran und setzt bereits umfangreiche Maßnahmen auf mehr als 31 Kilometern der fast 73 Kilometer langen Strecke um. Der Ausbau der Bahnstrecke erfolgt jedoch im Einklang mit Natur und Umwelt. Zahlreiche Lebewesen haben in der Vergangenheit entweder im Nahbereich der Strecke oder sogar im direkten Gleisbereich einen Lebensraum für sich gefunden. Um genau diese Tierarten im Zuge unseres Streckenausbaus maßgeblich zu schützen, führt das Projektteam detailreiche Vorabplanungen durch, um geschützte Tierarten sicher in einen neuen Lebensraum umzusiedeln.

Im Bauabschnitt 1b befanden sich im Bereich der Sterkrader Straße auf bahnlinker Seite mehrere Nester von Waldameisen. Diese lagen jedoch in unmittelbarer Nähe zum Baufeld sowie der Baustraße, wodurch eine Gefahr für die Tiere ausging. Hier ist eine Baustelleneinrichtungsfläche vorgesehen, die zur Verlegung von (Bahn-) Kabeln dient. Zusätzlich steht die sogenannte kahlrückige Waldameise in Deutschland nach Anlage 1 der Bundesartenschutzverordnung unter besonderem Artenschutz, wodurch es sie einmal mehr zu schützen gilt.

Um eine Umsiedlung von geschützten Tierarten durchführen zu können, bedarf es vorab ausgiebiger Planungen, die jegliche Details berücksichtigen. Beispielsweise können einige Tierarten nur zu bestimmten Jahreszeiten umgesiedelt werden. So auch die Waldameise, die im Winter – witterungsabhängig vor allem zwischen Oktober und Februar – Winterruhe hält. In diesem Zeitraum befinden sich die Ameisen im untersten Teil ihres Nestes, wo sie vor Kälte und Feuchtigkeit geschützt sind. Daher ist eine Umsiedlung in den Wintermonaten nicht möglich. Zusätzlich sollte den Waldameisen die Möglichkeit geboten werden, ihr neues Nest in Ruhe wieder aufbauen zu können. Daher ist es ratsam, eine Umsiedlung mindestens zwei Monate vor Beginn der Winterruhe durchzuführen. Die erfolgversprechendste Zeit ist von Anfang Mai bis Ende Juni, da sich dann die Königinnen ehr im oberen Bereich des Nestes befinden. Das Material ist dort locker und die Königinnen können leichter gefunden werden, als wenn sich die Tiere im schwereren Untergrund des Nestes befinden.

Auch der richtige Zeitpunkt am Tag der Umsiedlung spielt eine wichtige Rolle: Um möglichst viele Ameisen einzusammeln und umzusiedeln, wird bei Tagesanbruch mit der Umsiedlung begonnen, um sicherzustellen, dass die meisten Ameisen im Nest sind und sich nicht während ihrer täglichen „Arbeit“ im Umkreis des Nestes befinden. Im Anschluss erfolgen Nachsiedlungen, bei denen im Abstand von einer Woche verbliebene Ameisen aufgesammelt werden.

Der neue vom Projektteam geschaffene Lebensraum ist mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem zuständigen Förster abgestimmt und befindet sich in einem Wald, der der Stadt Oberhausen gehört. Waldameisen leben – wie der Name verrät – vornehmlich im Wald. Dabei spielt die Art des Waldes, also ob Nadel- oder Laubwald, eher eine nebensächliche Rolle. Wichtig ist ein hoher Anteil nutzbarer Pflanzensauger und Nahrungstiere.  Diese finden sich in Mischwäldern mit heimischen Baumarten. Gut geeignete Läusebäume sind Birken, Berg-, Feld- und Spitzahorn, sowie Stiel- und Traubeneichen. Hinzu kommt der Fakt, dass Ameisen ausreichend Licht zur Wärmebildung im Nest benötigen. Somit ziehen sie lichte Wälder und Waldränder als Lebensraum vor.

Bei der Auswahl des neuen Lebensraums fanden Habitatansprüche der Waldameise selbstverständlich Berücksichtigung. Die neue Heimat hat lichte Stellen im Wald mit ausreichend Substrat und Baumstubben, in dessen Nähe Wasser und Laubbäume mit einem zu erwartenden hohen Anteil an Laubsaugern und Nahrungstieren zu finden sind. Darüber hinaus findet an diesem Ort keine Störung der Tiere durch unsere Bauarbeiten statt und eine ungestörte Entwicklung der Ameisen ist einwandfrei möglich.

Das Projektteam der ABS 46/2, speziell des Bauabschnitts 1b, bedankt sich hiermit noch einmal bei allen Beteiligten für die gute und zielführende Zusammenarbeit zum Bau im Einklang mit Natur und Umwelt.